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Seminarankündigung SS 2011

Seminar "Sprache und Recht. Probleme und Lösungen zur Verständlichkeit und Unverständlichkeit der juristischen Fachsprache"

Seminar SPB „Forensische Praxis“ (Stand: 28.12.10) im Sommersemester 2011; Prof. Dr. Heiner Lück

Sprache und Recht. Probleme und Lösungen zur Verständlichkeit und Unverständlichkeit der juristischen Fachsprache.

Eine Vorbesprechung findet am Dienstag, den 1. Februar 2011, 18.15 Uhr, in der Rechtsgeschichtlichen Bibliothek (Universitätsring 4, EG) statt.

Kurzbeschreibung

Recht ist ohne Sprache nicht denkbar. Von den frühesten Zeiten seiner Existenz bedarf das Recht der sprachlichen Artikulierung und Vermittlung. Dabei haben sich die dafür in Frage kommenden Zeichensysteme und ihre Wahrnehmungstechniken in den vergangenen zwei Jahrtausenden verändert. Im Ergebnis einer langen Entwicklung bildeten sich nationale juristische Fachsprachen heraus.

Heute wird beklagt, dass Rechtstexte und Dokumente der Verwaltung von Bürgerinnen und Bürgern nicht verstanden werden. Die Verständlichkeit von Recht wird zunehmend als „Bürgerrecht“ eingefordert. Inwiefern sind solche Forderungen überhaupt realisierbar? Vielleicht hilft die Bebilderung („Visualisierung“) von Rechtstexten weiter? Auch diese Frage  wird unter sehr modernen Aspekten diskutiert.

Welche Möglichkeiten hat der Gesetzgeber überhaupt, um Gesetze sprachlich so zu gestalten, dass sie einerseits der juristischen Fachsprache entsprechen und andererseits für die Adressaten einigermaßen verständlich sind? Auf der EU-Ebene verkomplizieren sich die Dinge noch einmal, was nicht zuletzt aus der Gleichberechtigung aller beteiligten Sprachen folgt.

Diese und ähnliche Fragestellungen sollen in diesem Seminar behandelt werden.

Der Veranstalter wird dabei auch seine Erfahrungen als Mitglied des Zentrums für Rechtslinguistik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und des Wissenschaftlichen Beirats des Redaktionsstabes Rechtssprache beim Bundesministerium der Justiz einbringen. Als Gast wird Frau PD Dr. Luttermann (Eichstätt) sprachliche Probleme und ihre Lösungen bei der Schaffung von normativen Dokumenten bei der EU vorstellen. Auch der Gründer des Zentrums für Rechtslinguistik, Prof. Dr. Prof. h. c. Gerd Antos (Halle), wird eingeladen werden und für eine Diskussion zur Verfügung stehen.

Themen

  1. Herausbildung der juristischen Fachsprache im Deutschen;
  2. Was ist ein Rechtswort?;
  3. Markante Beispiele sprachlicher Fehlleistungen im geltenden Recht;
  4. Juristische Definitionen von Alltagserscheinungen;
  5. Gesetzgebungslehren und Gesetzgebungsklugheit;
  6. Die Schweiz als Vorbild verständlicher Gesetzgebung?;
  7. Bilder als „Rechtssprache“? Von den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels über Verkehrsschilder bis  zu modernen Piktogrammen;
  8. Die Entstehung juristischer Fachtermini;
  9. Exegese – eine veraltete oder moderne Lehrveranstaltung für Jurastudenten?;
  10. Die Sprache des Sachsenspiegels – Schlüssel für 600 Jahre freiwillige Anwendung und Beachtung?;
  11. Die Sprache des BGB;
  12. Die Sprache des Allgemeinen Preußischen Landrechts;
  13. Rhetorik als Wurzel der Rechtswissenschaft;
  14. Christian Thomasius und die deutsche Rechtssprache u.v.a. (nach Bedarf auch mit Ausrichtung auf andere Schwerpunktbereiche).

Literatur

  • C. Brunschwig, Visualisierung von Rechtsnormen. Legal Design, Zürich 2001;
  • Bundesministerium der Justiz (Hg.): Handbuch der Rechtsförmlichkeit. Empfehlungen zur Gestaltung von Gesetzen und Rechtsverordnungen, 3. Aufl., Köln 2008;
  • K. M. Eichhoff-Cyrus/G. Antos (Hg.): Verständlichkeit als Bürgerrecht? Die Rechts- und Verwaltungssprache in der öffentlichen Diskussion, Mannheim 2008;
  • R. Fischer (Hg.): Sprache und Recht in großen europäischen Sprachen. Juristische  Begriffsbildung im Spannungsfeld zwischen Fachsprachlichkeit und allgemeiner Verständlichkeit, Regensburg 2010;
  • K. Lerch (Hg.): Die Sprache des Rechts. Studien der interdisziplinären Arbeitsgruppe Sprache des Rechts der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 3 Bde., Berlin/New York 2004/05;
  • H. Mohnhaupt (Hg.): Prudentia Legislatoria. Fünf Schriften über die Gesetzgebungsklugheit aus dem 17. und 18. Jahrhundert, München 2003.

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